Louane

Wenn die Franzosen einmal ihr Herz öffnen, geht ja manchmal alles ganz schnell. Kleiner Fernsehauftritt, Filmrolle, César-Auszeichnung, erstes Musikalbum, Doppelplatin – et voilà, Frankreich hat einen neuen Superstar. Vorhang auf für Madame Anne Peichert alias Louane.

Gerade einmal 19 Jahre ist sie jung, aber damit in der Heimat einer Sophie Marceau, einer Alizée oder eines – etwas weiter zurückliegend – Arthur Rimbaud in guter Gesellschaft. Im Jahr 2015 konnte Louane innerhalb weniger Monate ganz Frankreich in einen freudigen Taumel versetzen. Nicht nur mit ihrer Jugend, sondern vor allem mit ihrer Musik: bestem Pop der beschwingten, sommerlichen Sorte, mit nur leichten Anleihen an die Chansontradition, dafür umso mehr Elementen zum Mitsingen und -tanzen. Ihre Stimme wirkt zart, aber kräftig, mit jener kleinen Rauheit und Unwucht, die sie von glatter Perfektion unterscheidet und jeden Zuhörer sofort aufhorchen lässt.

Inzwischen prangt bei vielen ihrer Konzerte das „Ausverkauft“-Schild an der Tür. Selbst das traditionell sehr auf englisch- und deutschsprachige Musik abonnierte Deutschland hob ihre (französischsprachige) Single „Avenir“ im letzten Jahr auf Platz 3 der Charts und sorgte damit für eine seltene Abwechslung im Radioalltag.

Doch weder Radio noch Kopfhörer können die ganze Faszination Louanes transportieren, können sagen, weshalb sie auf der Straße wildfremde Menschen umarmen oder Franck Ribery ihr persönlich beim Konzert in München eines seiner Trikots verehrte. Das geht nur auf der Bühne, und da ist Louane eindeutig Königin. Mit ihrer natürlichen, ungezwungenen, dabei starken, weiblichen Art sorgt sie von Anfang an für ein kollektives Glücksgefühl, das seinesgleichen sucht. Keine Sekunde, nicht einmal während ihrer allerersten Auftritte bei der französischen Show „La plus belle voix“, als sie gerade 16 Jahre alt war, zog sie die verschüchterte Teenagerkarte. Sie stand von Beginn an als selbstbewusste Musikerin vor dem Publikum. Wie oft bei solcher Stärke ließ auch hier die Tragik nicht auf sich warten: Noch während der TV-Aufnahmen 2013 verstarb Louanes Vater, ein Jahr später die Mutter, und hinterließ sie mit vier Geschwistern als Waise in der französischen Provinz.

Aber statt in den Abgrund zu starren, ergriff Louane 2014 das Angebot, in einer französischen Filmkomödie mitzuspielen, und machte „Verstehen Sie die Béliers?“ auch dank ihrer Leistung zum Kassenschlager. Das war der eigentliche Auftakt für ihre Musikkarriere, denn die Rolle stellte sie selbst dar: eine junge Französin aus der Provinz, die mit und von ihrer Musik leben will. Wobei sie für noch mehr steht, ganz neben ihrer Popmusik: für das moderne, kosmopolitische Frankreich, mit einem deutschen Vater, der wiederum polnische Vorfahren hat, und einer portugiesischen Mutter mit brasilianischen Wurzeln. Das ist ein reichhaltiges Reservoir und verspricht auch musikalisch in Zukunft einiges an moderner Pop-Weltmusik.

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