U3000

kulturarena club im kassablanca

Nein, U3000 ist beileibe kein (popmusikalisches) Unterseeboot. U3000 zeigen vielmehr sehr deutlich Flagge, und die steht für: Indiepop ganz wie aus den frühen 90ern – knackig, laut, melodisch, mit elektronischen Beats, Synthies und kräftigen Gitarrenstößen, vorangetrieben vom mal laut-rotzigen, mal sanft-romantischen Doppelgesang der beiden Frontmänner.

Diese heißen Mika Amsterdam und Hannes Wesendonk und haben zusammen mit ihren Kollegen Nathan Juno und Anska Rot das Projekt „U3000“ auf den Weg gebracht. Aufgetaucht sind sie vor gar nicht so langer Zeit aus den Untiefen der Hannoveraner Popszene – sonst eher bekannt für dicke Mainstream-Brocken wie Scorpions, Mousse T. oder Lena Meyer-Landrut. Aber daneben gibt es auch eine sehr aktive kleine Punkszene, und in dieser fanden die Jugendfreunde früh zusammen. Dem Abschied vom reinen Punksound folgte auch der Abschied von Hannover. Seit 2014 firmiert U3000 nun offiziell als Berliner Band, und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Noch vor der ersten Veröffentlichung hagelte es damals schon Einladungen für die Band, von TV Noir bis zu Spex wollte jeder dabei sein. Und ganz zu Recht wurde dann auch die erste U3000-Single „Niemals“ zu einem echten Pop-Hit des Jahres 2014, genau wie das aktuelle Album „Wir haben euch belogen“ (eingespielt mit Produzentenstar Patty Majer, der auch schon Wir sind Helden seine Künste zur Verfügung gestellt hat).

Dieser Erfolg verdankt sich nicht nur den schon angesprochenen knackigen Gitarrenriffs, den treibenden Synthies oder der extrem eingängigen Melodik. Er ist auch die Belohnung für die ganz und gar doppelbödigen Popkultur-Inszenierungen der vier U3000-Kollegen. Nichts ist so, wie es scheint –und alles ist Zitat: der modische 1980er-Style, der durchaus von der Münchner Freiheit stammen könnte, die großartigen Bühnengesten, die einst in den Marketingabteilungen großer Boybands erfunden wurden, die knappen Kurztexte, die die Sozialisation mit großen Ahnen wie Tocotronic verraten, der Name, der Christoph Schlingensiefs trashige MTV-Show zitiert, aber gleichzeitig auch ein futuristisches Jahrmarkt-Fahrgeschäft zieren könnte.

Es fällt nicht schwer, in dieser ironischen Ansammlung die ehemaligen Kunststudenten zu erkennen. U3000 folgen hier historischen Vorbildern von den Rolling Stones über BAP bis Blur und erheben das Prinzip des freudvollen Ironie-Clashs zu ihrem Markenzeichen. So entstehen veritable Clubhits wie eben „Niemals“ oder auch leicht-süße Sommersongs wie „Terrorist“, bei deren Texten das entspannte Lächeln aber gelegentlich gefriert. Da blitzt sie immer wieder auf, die Punk-Vergangenheit, und bricht sich Bahn durch die poppig-ironische Oberfläche. Diese Mischung kommt auf Konzerten besonders zur Geltung, denn U3000 ist einfach eine echte Live-Band. So haben sie angefangen und so machen sie weiter. Denn nur auf der Bühne sind sie alles zusammen: Punker, Popper, Romantiker, Abrocker, Großironiker und Spaßband.

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