Dämse & DYSE

kulturarena club im kassablanca

Es klingt, als wären sie schon ewig vereint: Dämse & DŸSE – tapfere Ritter im Kampf für den Umlaut. Aber nein, dies sind unsere beiden Kassablanca-Gigs nach der formidablen Louane in der Arena. Und sie haben in der Tat eine Gemeinsamkeit: Sie stammen beide aus Jena und Umgebung. Ein Heimatabend, sozusagen, aber einer der anderen Art.

Und der Umlaut hat offensichtlich seinen Hintersinn, insbesondere bei DŸSE. Denn während andere noch die richtige Tastenkombination für das Ÿ suchen, legen Andrej Dietrich und Jari van Gohl schon los wie die Feuerwehr. Ihre Musik ist die simpelste, archaischste Bandkombination, die man sich denken kann: zwei Kollegen, Schlagzeug, Gitarre, Stimme, fertig. Was daraus wird, dürfte so manche vielköpfige Hardcoreband vor Ehrfurcht erblassen lassen. Dabei ist nicht nur der gepflegte Krach ihr Metier (obwohl sie im Noiserock durchaus ein Zuhause haben). Vielmehr durchpflügen sie in ihrer Minimalbesetzung diverse Genres – von Rock über Jazz, Blues, Metal bis Punk und Drum‘n’Bass ist alles dabei. Stilprägend sind dabei sicher ihre rohen, knackigen, unglaublich fetten Stop-and-go-Arrangements, bei denen sich Ruhe und Sturm abwechseln und schon bald der Schweiß von der Stirn fliegt (und zwar nicht nur auf der Bühne). Aber kaum hat man sich damit abgefunden, schon rauscht ein knisterndes Geräuschphantom über die Bühne, das locker aus einem Stockhausenzyklus stammen könnte, oder ein sanft-poppiger Refrain. Man weiß nie. Dass all das trotz seiner Genreunlust wunderbar in jeden Club passt, zeigen Hunderte von Gigs in legendären Locations wie dem Hamburger Hafenklang, der Fusion oder diversen Clubs Europas wie auch Asiens, denen sie ihren selbstverliehenen Titel „beste Live-Band Europas“ verdanken. Eines der Geheimnisse hinter ihrem fetten Sound dürfen wir an dieser Stelle lüften: Es stehen für die eine einsame Gitarre sechs Verstärker auf der Bühne: zwei Bassverstärker, drei Gitarrenamps und ein rätselhaftes Röhrengerät, das dem Ganzen, nun ja, seinen runden Schliff gibt...

Vor den Herren von DŸSE geben sich drei Individuen die Ehre, die vor vier Jahren schon einmal, etwas jünger natürlich, auf der Kassabühne standen. Damals noch als Gewinner des Jenaer Bandwettbewerbes 2012, zahlreiche interessierte Zuhörer werden sich erinnern. Dämse machten nicht nur musikalisch auf sich aufmerksam, sondern auch modisch, mit putzigen, schreiend farbigen „Raumanzügen“, wie wir sie zuletzt bei dem ramdösigen Außerirdischen gesehen haben, der im Film Louis de Funès’ Kohlsuppe wegputzte (und sofort wieder ausdünstete). Heute sind Dämse bestens im Musikgeschäft unterwegs, aber immer noch im Auftrag eines extraterrestrischen Meisters, um die gesamte Menschheit, ja: zu bedämsen. Das kann man exquisiten Discopop nennen, und es ist, so hört man, für alle Opfer ein äußerstes Vergnügen. Fies, diese Dämserianer.

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