Andrej Hermlin
and his SWING DANCE ORCHESTRA
Eine oft erzählte Uni-Anekdote Andrej Hermlins gleicht aus heutiger Sicht schon fast einer Till-Eulenspiegel-Erzählung: Da hat der junge, etwas renitente Musikstudent (und Sohn des Schriftstellers Stephan Hermlin) an der Ostberliner Hanns-Eisler-Hochschule der 1980er-Jahre keine Lust, sich in klassischer oder Zwölftonmusik prüfen zu lassen, und schafft sich selbst einen Schwerpunkt: Swing. Den Professoren kommt das spanisch vor, und es bedarf eines Kuhhandels, um schließlich doch einen Abschluss in den Händen halten zu dürfen. Im zweiten Anlauf, und mit einer Vier, dem denkbar schlechtesten Ergebnis.
Gut, dass er darauf bestanden hatte, denn Hermlin gründete noch zu Studienzeiten seine eigene Swingband und löste damit in Berlin eine regelrechte Swingwelle aus. In deren Folge eröffneten plötzlich allerorten Lindy-Hop-Schulen, DJs legten Schellack-Platten auf und junge Kollegen sampelten uralte Jazzaufnahmen. Hermlin war als Bandleader mittendrin im Trubel und trat mit seinem Swing Dance Orchestra auf, wo immer er gebraucht wurde, von der kleinen Berliner Swingbar bis hin zum – nicht mehr existenten – Restaurant des World Trade Centers in New York.
Überhaupt, die USA. Hier, im Mutterland des Swing, wurden Hermlin und seinem Orchester einige erstaunliche Ehrungen zuteil. So gastierten sie 2002 im ehrwürdigen „Rainbow Room“ des New Yorker Rockefeller Centers (in dem in den 30er-Jahren Barry Wintons Swing-Orchester zum Tanz lud), und wurden 2004 für ein Gastspiel anlässlich des 100. Geburtstag von Glenn Miller in dessen Heimatstadt Glarinda/Iowa eingeladen.
Der Sound des Swing Dance Orchestras macht zweifellos nicht nur Amerikaner neugierig. Penibel wie ein Archäologe hat Hermlin sein gesamtes, inzwischen 16-köpfiges Orchester auf den historischen Klang getrimmt (lange vor ähnlichen Bemühungen von Kollegen wie Max Raabe). Von den Mikrofonen über Kleidung und Instrumente bis hin zu Details wie den aus den 1930er-Jahren stammenden Notenpulten entspricht alles dem Erscheinungsbild einer Big Band aus den goldenen Jahren des Swing, inklusive eines Vokalensembles, der Skylarks, nach dem Vorbild der Pied Pipers bei Tommy Dorsey oder der Modernaires bei Glenn Miller. Dem entspricht natürlich das Repertoire. Es finden sich darin viele bekannte, aber auch einige selten gespielte amerikanische Originalarrangements aus den 30er-Jahren, entliehen den Orchestern von Benny Goodman, Artie Shaw, Duke Ellington, Cab Calloway, Glenn Miller und vieler anderer Stars der Swingära. Diese Neugier auf die längst vergangene Zeit geht so weit, dass Hermlin ganze Konzerte rekonstruiert, wie beispielsweise das legendäre Carnegie-Hall-Konzert von Benny Goodman und seinem Orchester 1938.
Und trotz dieser radikalen Konzentration klingen alle Konzerte des Swing Dance Orchestras heute frisch wie am ersten Tag. Vielleicht ja auch gerade deshalb – dem peniblem Musikarchäologen sei Dank.
Besetzung und Land
Solist - Andrej Hermlin
Solistin - Bettina Labeau
Solist - David Hermlin
Gesangsgruppe - THE SKYLARKS
Deutschland
Link
Zeit und Ort
Samstag, 20. August 2016
· Theatervorplatz
Beginn: 20:00 Uhr
Einlass ab: 19:00 Uhr
Tickets
VVK voll | VVK erm | AK voll | AK erm |
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14,00 € | 11,00 € | 16,00 € | 13,00 € |
Jokerkarten gelten